Schon/Wider die Natur
«Schon/Wider die Natur»
Kunst im Anthropozän: Malerei – Objekte – Fotografie – Film
Vernissage: Dienstag, 3.Dezember, 18:00 – 21:00 Uhr // Johannisstrasse 3A, 66111 Saarbrücken
Kurator: Esad Puzić // Einführung: Dr Ingeborg Besch & Dr Johannes Birringer
Dauer der Ausstellung: 3.12 2024 – 12.1. 2025
Hat die Natur ihre eigenen Rechte? Zumindest in jüngster Zeit – neben den brisanten politischen Diskussionen um Klimakatastrophe, Umweltzerstörung und Nachhaltigkeit – beschäftigt diese Frage die Gerichte und unsere Rechtsformen. Die Idee ökologischer Eigenrechte geht von der Vorstellung einer Natur aus, die an sich bewahrenswert ist. Sie verdient Schutz also nicht nur aufgrund ihrer Nützlichkeit, sondern auch als Grösse, die für sich steht. Kann Natur bewahrt werden, zurückgewonnen, erhalten werden? Wer bewahrt?
Zu Beginn des Industriezeitalters griff der Mensch massiv in die Natur ein – also in fremdes Eigentum. Deshalb auch der (umstrittene) Begriff „Anthropozän“: d.h. neues geologisches Zeitalter, das vom Menschen bestimmt ist – d.h. Menschheit den dominanten geophysikalischen Einfluss auf das Erdsystem hat, zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Riesige Landflächen veränderten sich gravierend – wurden bebaut und geografisch mutiert. Aber im Laufe der Zeit wurden durch wirtschaftliche Veränderungen die meisten der Anlagen nicht mehr gebraucht und sukzessive aufgegeben. Manche der ehemaligen Grubenanlagen, Halden und Stahlwerke erfahren durch den Strukturwandel eine neue Nutzung. Einige stehen verfallend und rostend im Gelände. Diese Brachen holt sich die Natur nach und nach zurück.
Vor drei Jahren beschloss eine Künstlergruppe sich diesem Themenkomplex zu stellen, und die Ausstellung Re/Natur wurde 2021 geboren mit Premiere in der Cubus Kunsthalle in Duisburg (weitere Ausstellungen folgten in Schiffweiler und der Künstlerzeche Unser Fritz, Herne). Aus diesem Kontext entstand auch Roman Redzimskis Film Renatur, der am Wochenende nach der Vernissage im Saarbrücker Kino Achteinhalb aufgeführt wird (7.12. 2024 um 19:00 Uhr).
Die Thematik des Umwandlungsprozesses, der durch Korrosion, Verfall und wiederbesiedelnde Vegetation Neues entstehen lässt, also einer Art Re-Naturalisierung und Eigenexistenzrechtfertigung Raum verleiht, forderte 9 Künstler*innen aus dem Saarland & dem Ruhrgebiet heraus, sich damit auseinanderzusetzen und eine Weiterentwicklung früherer Versuche zu wagen. Man darf von Wagnis sprechen, denn alles wird komplizierter in unserer Um-Welt und Gesellschaft, auch Widersprüchliches und Katastrophales in der gegenwärtigen Klimakrise sind nicht leicht zu greifen und dem Publikum ohne blosse Skandalisierung (Fridays for Future, Klimakleber, Attacken auf Kunstwerke in Museen, Besetzung von Flughäfen), also nüchtern doch sensuell erfahrbar, zu vermitteln, Attacken zu widersprechen und neue Seherfahrungen zu erkunden.
Mit: Hugo Boguslawski, Matthias Brock, Joachim Ickrath, Min Clara Kim, André Mailänder, Jörg Munz, Roman Redzimski, Matthias Surges, Elizabeth Weckes.
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Piedras Blancas
Am Dienstag, 10. Dezember, 19:oo Uhr, zeigen wir einen Kurzfilm des international gefeierten argentinischen Künstlers Miguel Ángel Ríos: Piedras Blancas
Vortrag & Diskussion: Johannes Birringer
Wir danken der Sicardi Ayers Bacino Gallery in Houston für ihre freundliche Kooperation
[artwork presented courtesy of Miguel Ángel Ríos and Sicardi Ayers Bacino Gallery]
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Wir dürfen Sie herzlichen zu unserer Vernissage und diesen Veranstaltungen einladen